AVT Köln

Wieso Selbsterfahrung?

Selbsterfahrung ist nicht nur ein wichtiges Element auf dem Weg zum Psychotherapeuten, sondern wird uns beruflich dauerhaft begleiten.

Denn als Psychotherapeuten stellen wir uns mehrmals täglich auf unterschiedlichste Menschen ein und stehen mit ihnen in Beziehung. Daher ist es unverzichtbar, dass wir uns selbst reflektieren und unsere „eigene innere Landkarte“ und somit auch unsere eigenen verletzlichen Anteile kennen.
Zudem ist es hilfreich, Methoden und Interventionen, die wir Patienten zur Problemlösung anbieten, selbst erfahren und erlebt zu haben. Das fördert unsere Authentizität.

Wie stärkt Selbsterfahrung unsere psychotherapeutische Kompetenz?

Eine systematische Auseinandersetzung mit dem eigenen Erleben und Verhalten fördert das Bewusstmachen, Erkennen und Auflösen eigener unbewusster Anteile und „Blinder Flecken“. Im Fokus stehen dabei die Einflüsse Ihrer eigenen Lerngeschichte auf die Durchführung Ihrer Therapien.
Eine stabile und vertrauensvolle Arbeitsbeziehung mit Patienten zählt bekanntermaßen zu den wichtigsten Prädiktoren für die Wirksamkeit von Psychotherapie. Auf diese Arbeitsbeziehung nehmen vor allem folgende Faktoren unsererseits Einfluss:

1. Verletzlichkeit: im Modus unserer eigenen Verletzlichkeit und der damit verbundenen Emotionen steigt die Gefahr in unbewusste (automatisierte) dysfunktionale Reaktionsmuster zu fallen.

2. Offenheit, Toleranz und Wertschätzung: diese sollte so hoch wie möglich sein und wird durch persönliche Verletzlichkeit (negativ) beeinflusst.

3. Empathie: diese Fähigkeit ist unabdingbar, um die Welt aus der Sicht unserer Patienten zu begreifen. Eine einfühlsame Haltung ist bei uns Menschen keine stabile Eigenschaft, sie sinkt mit zunehmender Belastung. Selbstfürsorge (auch im Sinne einer „Burn-out“-Prophylaxe) stärkt unsere Empathiefähigkeit und hält diese stabil.

Nachfolgend ein Beispiel: ein Psychotherapeut, der durch einen alkoholkranken Patienten an den eigenen alkoholkranken Vater erinnert wird und bei dem in diesem Kontext eigene verletzliche oder ärgerliche Gefühle aktualisiert werden, sollte dies wahrnehmen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass er durch diese Aktivierung kurzzeitig nicht „aus dem Therapeutenstuhl“ agiert ist hoch, wenn er sich dessen nicht bewusst ist.

Im Rahmen der Selbsterfahrung kann für solche Situationen - beispielsweise auf das eigene Körpererleben - fokussiert werden, um innere Unruhe, Anspannung und blockierende Emotionen frühzeitig zu erkennen. Unser Körpersinn kann uns dabei als Seismograf dienen, der uns die kleinsten Erschütterungen anzeigt.
In einem zweiten Schritt werden Strategien erarbeitet, um die wahrgenommenen Reaktivierung eigener Muster zeitnah so zu verändern, dass wir wieder „fest und entspannt im Therapeutenstuhl sitzen“ können.

Sie als Selbsterfahrungsteilnehmer machen so selbst die Erfahrung, dass Gefühls- und Bewusstseinszustände modifizierbar sind. Wir sind unseren erlebten Erfahrungen, den damit verbundenen Überzeugungen und Emotionen nicht ausgeliefert und können dies somit auch unseren Patienten vermitteln.

Kurz zu meiner Person: seit 2008 arbeite ich als privat niedergelassene Psychotherapeutin im Bereich Einzel-, Gruppen- und Paartherapie, zudem als Coach für Privatpersonen und Unternehmen. Seit 2015 kooperiere ich nicht nur als Lehrpraxis der AVT, sondern führe auch Einzel- und Gruppensupervision sowie Einzelselbst-erfahrung durch und bin als Dozentin tätig. Dieser „bunte und abwechslungsreiche Blumenstrauß“ an Tätigkeiten lässt mich dankbar sagen: „ich hab‘ den besten Job der Welt“.

Näheres zu meiner Person auch unter „Supervisoren stellen sich vor“ und www.psychologen-duessedorf.de

Allgemeine Informationen zu dieser Selbsterfahrungsleiterin.