AVT Köln

Es kommt immer mal vor, dass ich in einer Supervision höre: „Diesen Supervisionsfall habe ich auch schon bei einem anderen Supervisor vorgestellt.“ Ich frage dann: „Ist bei dieser Supervision dasselbe gesagt worden wie jetzt bei mir?“ Die Antwort ist immer: „Nein.“ Woran liegt das? Liege ich daneben? Oder hat jeder Supervisor einen eigenen, speziellen Blick auf einen Therapiefall, wobei kein Blick falsch oder unnütz ist?

Dumpert 2020Immerhin bemühe ich mich, zwischen wichtigen und unwichtigen Supervisions-Ideen zu unterscheiden. Ich finde, dass es einerseits ‚Prinzipien‘ der Therapie gibt, die wichtig sind, und andererseits gibt es vielfältige ‚Realisierungen‘ dieser Prinzipien. Um ein Beispiel zu nennen: Bevor man psychotherapeutische Interventionen macht, sollte man sorgfältig explorieren. Das finde ich prinzipiell wichtig. Aber in welcher Weise man die Exploration macht, das ist nicht mehr so wichtig. Da soll jeder Therapeut die Methode finden, die zu ihm und dem Patienten passt. Natürlich habe ich auch eine Lieblingsmethode, wie man explorieren könnte, nämlich: Rollenspiel. Das führe ich auch gerne vor.

Worum ich mich auch bemühe: möglichst wenig Vorträge zu halten und stattdessen den Dialog zu fördern. In letzter Zeit gelingt mir das schon ein bisschen. Gerne möchte ich auch darauf achten, an dem, was mir in der Supervision gesagt wird, möglichst das Gute zu betonen. Leider gelingt mir das oft nicht; zu oft antworte ich gleich mit einer Verbesserungsidee. Das muss sich ändern! Vielleicht sollte ich einen Fragebogen herstellen, den ich am Ende einer Supervision ausfüllen lasse. Wichtige Frage: „War der Supervisor wertschätzend?“

Gerne führe ich in der Supervision Aspekte ins Feld, die nicht direkt eine bestimmte verhaltenstherapeutische Methode betreffen, sondern eher die Motivation zur Therapie oder das Umfeld des Patienten. Ich finde, dass oft das soziale und berufliche Umfeld des Patienten angesprochen, exploriert und verbessert werden muss. Und dabei kommen andere Fachleute und Institutionen mit ins Spiel, zum Beispiel: Arbeitsberatung, Sozialberatung, niederschwellige Arbeitsangebote, Ergotherapie, Betreutes Wohnen, Psychosoziale Zentren. Ich finde auch, dass man dem Patienten nicht einfach sagen soll, dass es so etwas gibt; man sollte als Therapeut dem Patienten dabei helfen, solche Hilfen zu nutzen.

Ich bin auch daran interessiert herauszubekommen, wie ein Patient „tickt“, was ihn bewegt, was seine Werte und Zielsetzungen sein könnten. Und natürlich auch, in welcher Weise die Störung für ihn nützlich sein könnte. Ist das „Patient-Sein“ viel angenehmer als jeder mögliche Job?

Manchmal fällt mir der Unterschied zwischen uns und den  Patienten sehr auf. Die meisten von uns sind doch eifrig, fleißig, manchmal ziemlich workoholisch. Wir können uns nicht vorstellen, tagelang träge herum zu hängen. Aber etliche unserer Patienten können das gut – zu gut. Da muss der Therapeut Kontakt bekommen mit einer anderen, fremden Welt.


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