AVT Köln

Auch wenn man noch so detailliert erfährt, was man für die Therapieausbildung zu tun hat, so fällt es doch schwer sich eine Vorstellung davon zu machen, wie das im konkreten Fall bei einem selbst aussehen könnte. Wir haben deshalb unsere Ausbildungsteilnehmer und -teilnehmerinnen danach befragt, wie ihre Ausbildung verlaufen ist und wie sie die finanziert haben. Im Folgenden finden Sie drei Ausbildungstypen, einen mit recht kompaktem Verlauf, einen mit mittlerer Ausbildungsdauer („Standard“) und einen, bei dem es besondere Schwierigkeiten gab und der deshalb länger dauert.

 

Ella*: Ausbildungstyp „kompakt“

Nach dem Abitur habe ich direkt mit dem Psychologiestudium begonnen. Nach zwei klinisch ausgerichteten Praktika wurde mir klar, dass dieser Bereich genau das Richtige für mich ist. Durch Informationsveranstaltungen an der Uni erfuhr ich, dass es ohne die Ausbildung nahezu unmöglich ist, in Kliniken zu arbeiten und dass die Therapieausbildung auch notwendig ist, um sich selbstständig zu machen und mit Kassenpatienten abrechnen zu können. Auch erfuhr ich, dass die Ausbildung teuer ist. Während des Hauptstudiums besserte ich die Ersparnisse, die ich bereits hatte, beständig auf (durch meine Nebenjobs als Nachhilfelehrerin und Kellnerin), so dass ich am Ende des Psychologiestudiums ein gutes Polster hatte um die Therapieausbildung zu bezahlen.

Zwei Monate nach Beendigung des Psychologiestudiums habe ich dann bei der AVT angefangen. Ich wollte die Psychotherapieausbildung in möglichst kurzer Zeit bewältigen. Glücklicherweise gab es dafür von Seiten der AVT viel Verständnis und Unterstützung. Ich fing mit der praktischen Tätigkeit an und habe die 1800 praktischen Stunden in Vollzeit (15 Monate insgesamt) absolviert. Dies ging nur mit Unterstützung meiner Eltern, die meinen Lebensunterhalt während dieser Zeit glücklicherweise voll finanziert haben.

Anschließend habe ich direkt die Tätigkeit in der Lehrpraxis begonnen. Um mehr verschiedene Eindrücke von Praxenabläufen zu bekommen, habe ich mir noch eine zweite Lehrpraxis gesucht, was ich jedem nur empfehlen kann. Hier habe ich noch einmal mehr nette Kollegen und Vorbilder kennengelernt. In den gut zwei Jahren, die ich in den Lehrpraxen gearbeitet habe, haben meine Eltern meine Wohnung weiter finanziert. Den restlichen Lebensunterhalt sowie die letzten Seminare, für die meine Ersparnisse nicht mehr ausreichten, konnte ich durch das Therapiegeld und eine Nebentätigkeit in einer psychotherapeutischen Praxis finanzieren. Ohne die finanzielle Unterstützung meiner Eltern hätte ich die Ausbildung nicht in der kurzen Zeit schaffen können. Eine umfangreichere Nebentätigkeit wäre mir persönlich jedoch zu viel gewesen.

Die plötzliche Umstellung von der grauen Theorie nach dem Psychologiestudium zur Praxis mit „echten Patienten“ und Verantwortung hat mich viel Energie gekostet und mich oft an meine Grenzen gebracht. Gespräche mit meinen Supervisoren sowie Ausbildungskollegen - aber auch mein Freizeitprogramm - haben mir geholfen, den Spaß und die Motivation an der Ausbildung zu behalten. Heute bin ich froh und glücklich, nach nur gut drei Jahren die Approbation in der Tasche zu haben. Trotzdem würde ich jedem, der frisch von der Uni kommt und wenig Erfahrung im Umgang mit Patienten besitzt, raten, sich lieber etwas mehr Zeit mit der Ausbildung zu lassen und sich nicht so zu stressen.

 

Christian*: Ausbildungstyp „standard – berufstätig“

Nach dem Abitur habe ich die Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht. Zweieinhalb Jahre war ich bei der Deutschen Bank in Gummersbach. Danach absolvierte ich 14 Monate Zivildienst in einem integrativen Kindergarten mit behinderten Kindern. Anschließend habe ich zwei Semester studiert, und zwar in Bonn (Erziehungswissenschaft, Philosophie, klassische Archäologie). Erst dann wusste ich, dass ich Psychologie studieren will. Das habe ich in Siegen gemacht; nach 10 Semestern habe ich mit dem Diplom abgeschlossen.

Danach habe ich angefangen, in einer Suchtklinik zu arbeiten und daneben mit der Therapieausbildung begonnen. Das war aber noch nicht bei der AVT. Da kam ich nach einem knappen Jahr hin, als ich zurück in die Heimat (Gummersbach) wollte, hauptsächlich weil meine Freundin wieder dorthin zog. Beim Wechsel von meinem früheren Ausbildungsinstitut zur AVT habe ich gemerkt, dass psychotherapeutische Ausbildungsinstitute sich sehr unterscheiden können. Was mir bei der AVT besonders gefallen hat, war die kollegiale freundliche Kommunikation. Auch die Beziehung zu den Supervisoren, den Lehrpraxen- und Ausbildungsleitern empfand ich als herzlich und freundschaftlich. Wichtig war natürlich auch, dass die Ausbildungsleistungen beim anderen Institut von der AVT anerkannt wurden. Nach einem dreiviertel Jahr bei der AVT war die Zwischenprüfung, und ich fing mit meinen Ausbildungstherapien an. Eineinhalb Jahre später meldete ich mich zur Abschlussprüfung. Insgesamt habe ich für meine Psychotherapieausbildung gut dreieinhalb Jahre gebraucht.

Wie habe ich meine Therapieausbildung bezahlt? Der erste Teil der Ausbildung (bis zur Zwischenprüfung) war der schwierigste. Nach dem Institutswechsel habe ich bei meinen Eltern gewohnt und ab und zu bekam ich etwas Geld von ihnen. Außerdem hatte ich in dieser Zeit schon einen 400-Euro-Job bei einer Institution für betreutes Wohnen. Diese Tätigkeit wurde aufgestockt zu einer Teilzeitanstellung. Dann kam noch ein Lehrauftrag bei einer Altenpflegeschule hinzu, später noch Unterricht in einem Krankenhaus. Außerdem habe ich Arbeiten für eine psychotherapeutische Praxis gemacht.

Und jetzt? Meine Teilzeitanstellung habe ich immer noch. Den Unterricht für die Altenpflegeschule und für das Krankenhaus mache ich auch noch weiter. Aber jetzt habe ich einen Therapieraum (in dem Haus, in dem ich wohne). Dort mache ich Psychotherapie, und zwar über Privatkassen und über Kostenerstattung.

 

Sara*: Ausbildungstyp „länger – 1 Kind, Ehescheidung“

Ich habe mein Abitur erst über den 2. Bildungsweg gemacht, daher fange ich mal mit der Mittleren Reife an. Ich habe nach der Mittleren Reife erst einmal eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und in diesem Beruf auch drei Jahre gearbeitet. Gegen Ende dieser Zeit wurde mir klar, dass ich noch mehr lernen und auch eigenständiger arbeiten wollte. Ich habe daher am Bergischen Kolleg in Wuppertal das Abitur nachgeholt und in diesen drei Jahren die Entscheidung getroffen, Psychologie zu studieren.

Das Grundstudium habe ich in Marburg, das Hauptstudium in Wuppertal gemacht. Während der Kollegsausbildung und während des Studiums konnte ich als Krankenschwester gut Geld zum BAföG hinzuverdienen. Nach dem Studium habe ich vergeblich versucht eine Anstellung als Psychologin zu finden. Von mehreren Seiten wurde mir geraten, meine Berufschancen durch eine Zusatzausbildung zu erhöhen. Ich zögerte zunächst, zum einen wegen der hohen Kosten, zum anderen, weil ich endlich auch wieder Geld verdienen wollte. Nach der Zusage meiner Eltern, mir die Hälfte der Kosten zu leihen, sowie der Abstimmung mit meinem Mann begann ich die Ausbildung im Sommer 2004.

Kurze Zeit später war klar, dass ich schwanger war. Ich konnte noch vor der Geburt meiner Tochter das Klinische Jahr beenden. Bald nach der Geburt stieg ich wieder in die bereits begonnene Selbsterfahrung ein. Da diese alle vier Wochen stattfand, hatte ich auch keine größeren Unterbrechungen. Sechs Monate nach der Geburt konnte ich mit dem Praktikum anfangen; glücklicherweise gab es bei der AVT eine Lehrpraxis, für die ich viel Arbeit von zu Hause aus erledigen konnte. Nach 1 1/2 Jahren habe ich dann mit den Lehrtherapien begonnen, mit 2 Vormittagen à 3 Stunden.

Als meine Tochter gut 2 Jahre alt war, ging die Ehe in die Brüche. Der dadurch bedingte Umzug war mit dem Wechsel in eine andere Lehrpraxis verbunden, was aber unkompliziert klappte. Sehr hilfreich war ein gutes Netzwerk von Menschen, die auf meine Tochter aufpassten, wenn ich gearbeitet habe oder bei Theorieseminaren war. Finanziert wurde das Ganze anfangs durch das Gehalt meines Mannes und die ausbildungsbedingt erhöhte Steuererstattung, später durch Unterstützung meiner Eltern und den Verdienst durch die Ausbildungstherapien. Für mich sehr hilfreich war auch, dass ich mit der AVT-Ausbildungsleitung sehr offen über meine Schwierigkeiten reden konnte. Ich bekam dann sehr viel Unterstützung. Zum Beispiel konnte ich die Theorieseminare problemlos absagen oder verschieben. Dadurch konnte ich die Abfolge der Ausbildung gut an meine persönlichen Bedürfnisse anpassen. Nach 5 1/2 Jahren werde ich voraussichtlich im Frühjahr 2010 die Abschlussprüfung machen.



* Namen geändert