Exkurs: Lehrpraxenmodell

In der Regel führen die Ausbildungsteilnehmer*innen während der praktischen Ausbildungsphase ihre Lehrtherapien überwiegend in der „Institutsambulanz“ des jeweiligen Ausbildungsinstituts durch. Dabei handelt es sich um eine sehr große Lehrpraxis mit vielen Therapieräumen.

Wir gehen mit unserem Lehrpraxismodell einen anderen Weg und haben mehr als 70 kleinere und größere Lehrpraxen, die weiträumig verteilt sind: über Köln und Umgebung hinaus auch in Aachen, Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Siegburg, Solingen, Neuss, Wuppertal, …

Unser Lehrpraxismodell hat eine mehr als 20 Jahre lange Tradition und bietet viele Vorteile.

Unterschiedliche Vorstellungen und Praxis-Schwerpunkte

Ausbildungsteilnehmer*innen sind – wie alle Menschen – unterschiedlich. Sie haben verschiedene Arbeitsstile, unterschiedliche Vorstellungen von ihrer zukünftigen beruflichen Tätigkeit und eigene Vorlieben für Gruppen von Patient*innen und Therapietechniken. Dementsprechend bieten auch unsere Lehrpraxen unterschiedliche therapeutische Schwerpunkte an:

Eine Praxis beschäftigt sich vor allem mit Psychotraumafolgestörungen, eine andere mit Paartherapie; eine Lehrpraxis pflegt zusätzlich hypnotherapeutische Methoden, eine andere arbeitet gerne mit psychodramatischen Techniken; eine weitere beschäftigt sich verstärkt mit den neueren Techniken der sogenannten „dritten Welle der Verhaltenstherapie“, wie z. B. CBASP, ACT, Schematherapie, metakognitive Therapie oder emotionsfokussierte Therapie.

Die Lehrpraxen unterscheiden sich auch in der Gestaltung der Praxisräume, in der Ablauforganisation und in den speziellen Interessen der Lehrpraxisleiter*innen.

So war z. B. in einer Lehrpraxis die Supervision mit Hilfe von Videoaufzeichnungen selbstverständlich, lange bevor dies von der AVT zur Pflicht erklärt wurde. Eine andere Praxis ist an einer besonders differenzierten Dokumentation von Patient*innen und Therapien interessiert, wie sie in Universitätskliniken üblich ist. Und wieder eine andere arbeitet an einem Praxishandbuch, das den Anforderungen einer Qualitätszertifizierung entspricht.

Für die AVT sind dies Vorreiteraktivitäten, die früher oder später für alle AVT-Lehrpraxen nutzbar gemacht werden.

Zwischen unseren Lehrpraxen herrscht ein freundschaftlicher Wettbewerb. Jede Praxis punktet mit Neuerungen und Verbesserungen, z. B.:

  • einer neuartigen Form der Raumbelegungsplanung per E-Mail
  • einem besonders geschickten Fragebogen zur biografischen Anamnese
  • einem selbst hergestellten Programm zur Testauswertung
  • einer elektronischen Form der Archivierung, einer pfiffigen Art der Videoaufnahmen

Die Liste der Verbesserungen, die von einzelnen Lehrpraxen „erfunden“ und von anderen übernommen wurden, ist sehr lang.

Unterschiedliche Atmosphäre und Organisation

Auch die Persönlichkeiten der Lehrpraxisleiter*innen sind unterschiedlich. Manche gestalten den Arbeitsalltag distanziert und sachlich, andere arbeiten gerne persönlicher. Ausbildungsteilnehmer*innen, die viel Selbständigkeit suchen, finden ebenso eine passende Lehrpraxis wie diejenigen, die eine stärkere Anleitung und Begleitung wünschen.

In der Regel ist die Atmosphäre in einer kleineren Lehrpraxis mit einer ansprechbaren Leitung persönlicher und weniger formell als in der großen Institutsambulanz.

Wenn Ausbildungsteilnehmer*innen schon während der Ausbildung lernen wollen, wie man eine eigene Praxis gründet und organisiert, werden sie in der Zeit der Praktischen Ausbildung gründlich darin eingewiesen.

Die richtige Praxis auswählen

Die Ausbildungsteilnehmer*innen benötigen Patient*innen mit unterschiedlichen Störungen. Zusätzlich muss die Terminabsprache zwischen Patient*innen und Ausbildungsteilnehmer*innen gut möglich sein. Dies ist in einer kleinen Lehrpraxis einfacher als in einer großen Ausbildungsambulanz.

Möglicherweise ist eine Institutsambulanz besser mit Technik, Büchern und Testmaterialien ausgestattet. Aber wir bemühen uns sehr um einen einheitlich hohen Standard in allen unseren Lehrpraxen. Dabei hilft uns auch die Kontrolle und Kritik unserer Ausbildungsteilnehmer*innen. Oft reagieren die Lehrpraxen darauf mit einem verbesserten Angebot.

Auch die AVT betreibt aktuell fünf Institutsambulanzen. Sie sind ganz nach dem Vorbild unserer Lehrpraxen eingerichtet: persönlich und überschaubar.

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