Dipl.-Psych. Jörg Pfennig

Ort von Dipl.-Psych. Jörg Pfennig Köln



Supervision: Einzel und Gruppe | Selbsterfahrung: Einzel und Gruppe

Was bedeutet Selbsterfahrung für mich?

Wenn ich in den Verlauf meines eigenen Lebens zurückschaue, ist Selbst-erfahrung ein zentraler Wert, den ich weiterhin intensiv leben möchte - für meine persönliche Entwicklung und für meine Befähigung als Therapeut zu arbeiten.

Seit ich mich mit dem Thema Therapie als Beruf und Berufung beschäftige, sind mir Fragen wichtig wie: Was zeichnet gute Therapeuten aus? Was erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich Menschen durch eine Therapie nicht nur besser fühlen, sondern dass es Ihnen nachhaltig besser geht? Was braucht es, um ein guter Therapeut zu werden, wirklich zum Gelingen des Lebens Anderer beitragen zu können? ...

Ganz zufällig ;) bin ich dabei bis heute 5 Mal auf Carl R. Rogers (CRR) und seine Schüler gestoßen:

· … GT nach CRR selbst lernend und praktizierend im Studium - verbunden mit der intensiven Erfahrung, wie schwer präzises Zuhören fallen kann

· ... die Familienkonferenz von Thomas Gordon, seine Ich-Botschaften, das Aktive Zuhören, den Problembesitz anschaulich und begeistert in der Anwendung der Erziehung von Kindern von Freunden beobachtend und konfrontiert mit den Schwierigkeiten der Umsetzung, wenn die eigenen Gefühle aktiviert sind

· ...bei Eugene Gendlin mit seinem Focusing und der Übersetzung gefühlter, affektiver Schemata in kognitive Schemata (Beschreibung sensu Sachse) – mit der Schwierigkeit, den „gefühlten Sinn (felt sense)“ einer Erfahrung im Raum des körperlichen Erlebens zu erfassen und die „Botschaften der körperlichen Empfindungen und Erfahrungen“ zu entschlüsseln

· ...bei Frank Farrelly, dem „funny bad boy“ unter den CRR Schülern, der sich allen 6! von CRR beschriebenen hinreichenden und notwendigen Bedingungen der Gesprächsführung jederzeit verschrieben hat

· ...und nicht zuletzt: bei Marshall B. Rosenberg mit seiner gewaltfreien und liebevoll-wertschätzenden Kommunikation, die mich zur Zeit am meisten beschäftigt ... und mir zeigt, wie viel mensch noch lernen kann.

Welche Antwort hat mich gefunden auf die Fragen oben und was hat dies mit meinem Angebot der (Gruppen-)Selbsterfahrung zu tun?

„Um eine gute Therapeutin zu werden braucht es drei Dinge:
1. Selbsterfahrung ...
2. Selbsterfahrung ...
3. Selbsterfahrung ... dann eine ganze Weile nichts ;), dann ...
4. Selbsterfahrung ...
… und dann kommen Manuale, Strategien, Arbeitsblätter, Argumentieren ... etc.

Elemente in meinen Selbsterfahrungsgruppen

Die Kunst der menschlichen empathischen Begegnung ist mir ein wichtiges Anliegen. Die vierte von CRR formulierte hinreichende und notwendige Bedingung für eine therapeutische Begegnung, ist die echte Beziehung zwischen zwei Menschen auf Augenhöhe - und zwar jenseits der Begegnung von zwei Rollenträgern (Therapeut_In – Patient).
Ein klares Rollenverständnis ist jedoch wichtig für das Thema der Grenzen des therapeutischen settings und führt auf ein Werte- und Entwicklungsquadrat sensu Schulz von Thun:
echte menschliche Begegnung vs. Klarheit bezogen auf Rollen/setting.

Was ich in meinen Selbsterfahrungsgruppen vermitteln und ermöglichen will, ist

· eine Begegnung mit sich Selbst, den eigenen Themen, Gefühlen, Bedürfnissen, Denkweisen und Strategien bezogen auf die eigene Biografie (persönlichkeitsbezogener Anteil der Selbsterfahrung)

· ein tieferes Verständnis für die eigenen Erlebens-Muster, ihre Herkunft und ihre Veränderbarkeit

· die Haltung einer liebevollen und radikalen Akzeptanz, verbunden mit dem erkundenden Einlassen auf das innere Erleben

Dr. Michael Tischinger, Chefarzt der ADULA-Klinik in Oberstdorf, drückt es so aus:
„Alle, die zu uns in die Klinik kommen, kommen mit einer zu Grunde liegenden Motivation. Diese ist fast nie zum Anfang zu erkennen und unbewusst. Was ist das Wirklichwirklich, dass Dich hier her führt? Was suchst Du? Was wünschst Du Dir mit ganzem Herzen?“ - „Ich wünsche mir, die Erfahrung machen zu können, eine liebevolle Beziehung zu mir selbst einzugehen. ...und, ich weiß noch nicht, wie das geht? DAS suche ich hier.“ - „Wenn wir eine neue Liebesbeziehung eingehen, dann ist diese in der Regel von Wohlwollen, Freundlichkeit, Nachsicht und ... Neugier geprägt. Warum nicht damit eine Beziehung zu sich selbst anfangen? 
Neugierig auf das zu sein, was in mir lebendig ist?“

Ergänzend zum persönlichkeitsbezogenen Anteil der Selbsterfahrung wird der Bereich des therapeutischen Selbstverständnisses i.S. eines therapiebezogenen Anteiles der Selbsterfahrung weitergeführt und die Erfahrungen aus der eigenen Geschichte werden integriert. Die therapeutischen Stärken und die Entwicklungsthemen sollten am Ende bewusster sein (sensu Ubben).

Vom Spektrum der möglichen Haltungen her - prozessorientiert bzw. strukturgebend - bin ich stärker dem Ersteren zugeneigt. Die Schaffung einer arbeitsfähigen und vertrauensvollen Gruppenatmosphäre ist mir wichtig, die geprägt ist von Vertrauen, Offenheit und Schutz, die es ermöglicht, „experimentieren“ zu dürfen, sich auszuprobieren und auch verletzliche Anteile sichtbar werden zu lassen.

Von den möglichen Methoden her ist das Spektrum groß: Gruppengespräche, Einzelarbeiten in Kleingruppen und mit mir vor der Gruppe, Familienaufstellungen, Modi-/Anteile-/Stühle-Arbeit, Rollenspiele, Arbeitsblätter und Video-Exposition sind möglich. Neben ACT, REVT und Schematherapie werden verschiedene andere Systeme verwendet (z.B. Dr. M. Bohne, PEP: Hineinfühlen ... alle Entwicklungs-Ampeln auf Grün?).

Es gibt kein festes Curriculum, dass ich abarbeite - wohl jedoch feste Themenkomplexe, die berücksichtigt werden sollen: Vertrauen ermöglichen, arbeitsfähig werden zu Beginn, in die Tiefe der eigenen Erfahrung einsteigen, Biografie-Arbeit im weiteren Verlauf und die Anwendungen im beruflichen Feld erkunden und ausprobieren im letzten Teil.

Mir ist wichtig, dass jeder für sich selbst die Verantwortung trägt und zum Beispiel auch Unwohlsein - aus welchem Grund auch immer - einbringt. Ich bin offen dafür, in der Gruppe und auch jederzeit persönlich Feedback anzunehmen.

Zur Selbst-Verantwortung gehört auch, dass Jede_r für sich das Ausmaß des ...
Einlassens und sich Öffnens vs. sich Schützens und Zurück Haltens
selbst bestimmt. Einlassen und sich Öffnen ermöglichen Wachstum und Entwicklung (Dieses Wertequadrat von Schulz von Thun behandle ich immer zum Beginn :).

Was ich versprechen kann, entnehme ich der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg und nenne es die „Rosenbergsche Unschuldsvermutung“: Welche Handlungen, welches Denken, welche Ergebnisse auch immer betrachtet werden - unabhängig davon ob sie mir oder anderen gefallen, vielleicht veränderungswürdig erscheinen, nutzen, schaden - ... alles menschliche Verhalten hat seinen Grund in dem Versuch, ein für sich genommen immer positives Bedürfnis zu erfüllen. Die Versuche und ausgelösten unangenehmen Gefühle zeigen nur an, dass es bisher noch nicht gelungen ist, nachhaltige Strategien zu finden oder/und anzuwenden. Jeder gibt sein Bestes, zu jeder Zeit und unter allen Umständen - ausnahmslos!
Wüssten wir etwas Besseres - vom Verstand und aus dem Herzen - könnten wir etwas Besseres tun, könnten wir das Bessere wollen, wäre es so geschehen, das Bessere (Brené Brown: Laufen lernt man nur durch Hinfallen).
Die Haltung: „Jeder gibt sein Bestes ...“ negiert nicht die Verantwortung für unser Erleben, Denken, Fühlen, Handeln, sondern ermöglicht es erst. Wenn das erste Mal in einem geleiteten Entdecken die Wahrheit dieser Haltung gesehen, gehört und vor Allem gefühlt werden kann, ist die Erleichterung und der kreative Schub sehr deutlich zu spüren.

Rahmenbedingungen                                                    

Die Gruppensitzungen finden als geschlossene Gruppe mit 10 Teilnehmern über ca. ein Jahr verteilt an sechs Wochenenden (Sa./So.) im Kloster in Horrem statt. Die Übernachtung im Kloster wird dringend von mir empfohlen, da ein guter Teil des Gruppenfindungsprozesses an den Abenden stattfindet. Daher ist für alle Teilnehmer ein Einzelzimmer gebucht.

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