Dipl.-Psych. Prof. Dr. Dieter Wälte
Supervision: Einzel | Selbsterfahrung: Einzel
Ich bin 1956 in Emsdetten (im Münsterland) geboren, seit 1989 verheiratet und habe eine Tochter. Bereits in meiner Jugendzeit faszinierte mich die Arbeit mit Menschen und ich engagierte mich deshalb schon früh in der Leitung von Kinder- und Jugendgruppen. Diese Erfahrungen ließen bei mir den Wunsch aufkommen, Psychologie zu studieren. So nahm ich 1977 das Studium der Psychologie, Soziologie und Pädagogik an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster auf. Inspiriert von der kognitiven Wende in der Psychologie, wuchs dort mein ausgeprägtes Interesse an der Verhaltenstherapie und hat mich bis heute nicht losgelassen.
Gleichzeit faszinierte mich auch immer der Blick über den eigenen Zaun und ließ somit bei mir immer stärker die Überzeugung wachsen, dass ein schulenübergreifender Ansatz besser ist als eine zu enge Orientierung nur an einer Schule. Das erklärt auch meine Begeisterung für die systemische Therapie, die sich bei mir in den 1980er Jahren entwickelte als familientherapeutische Interventionen eine zunehmende Verbreitung gefunden haben. In einem langjährigen Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Bommert widmete ich deshalb sowohl meine Diplomarbeit (1984) als auch meine Dissertation (1990) familientherapeutischen Fragestellungen. Diese Arbeiten mündeten u. a. 1990 in eine gemeinsame Publikation mit Hanko Bommert und Thomas Henning beim Kohlhammer-Verlag „Indikation zur Familientherapie“.
Die intensive Auseinandersetzung mit Fragestellungen aus der Familientherapie führte bei mir zu einem starken Interesse an der Jugendhilfe. Aus diesem Grund arbeitete ich direkt nach meinem Diplom in Psychologie in der Zeit von 1984-1988 als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachhochschule Münster in einem Forschungsprojekt vom Familienministerium zum Thema „Pädagogische Leistungsfähigkeit und Grenzen kleiner Heime – Rahmenbedingungen der Heimerziehung“. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden von Herrn Prof. Dr. Biermann und mir u. a. in dem Buch „EadeEF Erziehung außerhalb der eigenen Familie – Einrichtungen, Zielgruppen und Vermittlung“ im Jahre 1991 publiziert.
Während der Zeit des Forschungsprojektes und der Dissertation vertiefte ich im Rahmen des Curriculums der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT) meine Grundausbildung in Verhaltenstherapie und begann meine Zusatzausbildung zum Psychologischen Verhaltenstherapeuten analog den Richtlinien der Psychotherapievereinbarungen der KBV. Darüber hinaus war ich als Lehrbeauftragter am Fachbereich Sozialwesen um am Fachbereich Psychologie in Münster tätig. Im Frühjahr 1990 schloss ich die Dissertation mit dem Thema „Der Beitrag des Expertenansatzes für die Klärung der Indikationsfrage in der Familientherapie – eine empirische Analyse“ ab und promovierte 1990 mit „summa cum laude“.
In den ersten Berufsjahren wurde mir immer deutlicher, dass mein Traumjob in einer Verknüpfung von Patientenversorgung, praktischer Forschung und Lehre liegen würde. Ich möchte Menschen mit psychischen Störungen helfen, wissenschaftlich herausfinden, was für die Patienten das Beste ist und mich durch den frischen Geist von Studenten und Ausbildungskandidaten inspirieren lassen. Bis heute kann ich sagen, dass ich mit meiner weiteren beruflichen Laufbahn genau dieser Idee treu geblieben bin.
Nach meiner Promotion nahm ich 1991 eine Stelle bei Prof. Dr. Petzold an, der den Ruf auf den Lehrstuhl für Psychosomatik am Universitätsklinikum Aachen erhalten hatte. Zu diesem Zeitpunkt entsprach keine anderes Stellenangebot meinen Berufswünschen mehr: Weiterführung empirischer Familienforschung, Sammlung vertiefter klinischer Erfahrungen für meine Qualifikation als Psychotherapeut und Ausbildung von Medizinstudenten. Im Juni 1993 erwarb ich den Abschluss der postgraduierten psychotherapeutischen Zusatzausbildung analog den Richtlinien der Psychotherapievereinbarungen der KBV für Diplom-Psychologen zum Psychologischen Verhaltenstherapeuten. Einen Monat später erhielt ich den Abschluss der Weiterbildung als Klinischer Psychologe/Psychotherapeut BDP und die Genehmigung, als Psychologischer Verhaltenstherapeut im Delegationsverfahren der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein tätig zu sein. Schließlich erteilte mir das Gesundheitsamt Aachen die Erlaubnis zur Ausübung heilkundlich-psychotherapeutischer Tätigkeit nach den Richtlinien des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW vom 25.02.1993 (SMB1.NW.21221). Nach meinem Abschluss der Fortbildung als Supervisor BDP gemäß den Qualifizierungsbestimmungen des Berufsverbandes Deutscher Psychologen e.V. im Juni 1995 übertrug mir Prof. Dr. Petzold auch Fort- und Weiterbildungsaufgaben in der Psychotherapie mit besonderem Schwerpunkt in der Verhaltenstherapie. Die Forschungsarbeiten mit dem SYMLOG-Inventar motivierten Prof. Dr. Friedebert Kröger und mich im Jahre 2000 schließlich dazu, einen Herausgeberband mit dem Titel „Interaktionsforschung mit dem SYMLOG Inventar - Theorie und Praxis“ zu publizieren.
Während der intensiven Forschungsarbeit in der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin entwickelte sich auch mein Forschungsgebiet über selbstreferentielle Kognitionen bei psychischen Störungen. Dazu führte ich in den Jahren 1994-2000 in der Klinik eine umfangreiche Untersuchung durch. Das Forschungsprojekt bildete die Grundlage für meine Habilitationsschrift, veröffentlicht im Shaker-Verlag, mit dem Thema: „Selbstreflexive Kognitionen als Indikatoren für Status und Verlauf psychischer Störungen - Eine empirische Untersuchung zur Attribution, Selbstwirksamkeit und Kontrolle.“ Im Jahre 2004 wurde ich in Münster vom Fachbereich Psychologie habilitiert und erhielt die Venia Legendi für das Fach Klinische Psychologie.
1997 wurde ich von der AVT Köln als Supervisor und Dozent für Verhaltenstherapie bestellt. Seit dieser Zeit habe ich eine Reihe von Fortbildungen für Ärzte und Psychologen angeboten. Im Mittelpunkt meines Angebotes stehen die Themen somatoforme Störungen, Techniken zur kognitiven Umstrukturierung, Komorbidität und neurobiologische Grundlagen der Psychotherapie. Darüber hinaus bin ich auch Mitglied des Qualitätsausschusses.
Im Oktober 1998 wechselte ich in die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, nachdem Prof. Dr. Saß mir die Stelle als Leiter des Funktionsbereiches Klinische Psychologie und Verhaltenstherapie angeboten hatte. Neben der Vertiefung meiner klinischen Erfahrungen mit besonderen Patientengruppen bot mir die Psychiatrie einen intensiveren Ausbau verhaltenstherapeutischer Patientenversorgung und Supervisionstätigkeit von Psychologinnen und Psychologen, die den Abschluss als Psychologischer Psychotherapeut anstreben. Neben den Patienten mit Angst- und Persönlichkeitsstörungen gehörten insbesondere Patienten mit somatoformen Störungen zu meinen Hauptinteressensbereichen in der Patientenversorgung. Im Februar 1999 erhielt ich die Approbation als Psychologischer Psychotherapeut nach dem Psychotherapeutengesetz und im April 2002 wurde ich ins Arztregister eingetragen.
Nachdem Prof. Dr. Schneider 2003 den Lehrstuhl übernommen hatte, wurde ich auch mit der Leitung der Psychotherapiestation und Aufgaben im Personalmanagement der Klinik betraut.
Im Frühjahr 2006 erhielt ich den Ruf auf die Professur „Klinische Psychologie und Persönlichkeitspsychologie“ im Fachbereich Sozialwesen an der Hochschule Niederrhein. Von dem Wunsch erfüllt, weiter aktiv psychotherapeutisch tätig zu sein, entwickelte ich ein Konzept für eine Psychosoziale Beratungsstelle (PSB) an der Hochschule Niederrhein, deren Leiter ich seit der Gründung im Jahr 2007 bin. Die PSB bietet für die beiden Standorte Mönchengladbach und Krefeld ihre Hilfe für alle Studierende und Mitarbeiter der Hochschule an.
Selbsterfahrung
Kurz nach meiner Berufung wurde mir die Leitung von Selbsterfahrungsgruppen für Studierende an unserem Fachbereich übertragen. Studenten des Fachbereichs Sozialwesen nehmen eine ganze Woche im Rahmen eines Pflichtseminars an einer Selbsterfahrungsgruppe außerhalb der Hochschule teil. Nachdem ich inzwischen eine Reihe von Selbsterfahrungsgruppen geleitet habe, kann ich sagen, dass diese Arbeit ein ausgesprochenes Highlight meiner Lehre darstellt. Ich freue mich wie in meiner Jugendzeit, wenn ich mit einer Gruppe in die Selbsterfahrungswoche fahren kann. Diese Freude hat viel damit zu tun, dass ich schon als Jugendlicher gerne mit Gruppen zusammengearbeitet habe und Selbsterfahrung, die ich als Teilnehmer in unterschiedlichen Gruppen (Verhaltenstherapie, Psychodrama, Psychoanalyse) mitgemacht habe, für mich persönlich und für meine Tätigkeit als Psychotherapeut sehr bereichernd fand. Ich finde, dass Selbsterfahrung ein unbedingtes Muss für jede(n) Psychotherapeutin/en darstellt. Hier kann man am besten am eigenen Leibe erfahren, wie man selber auf andere wirkt. Wo sind meine Stärken und Schwächen? Wo bin ich stark und verletzlich? Wo sind meine Grenzen? Was will ich bei mir verändern, was kann so blieben? Wie kann ich mich selber entlasten? Was mag ich an mir, was nicht? Das sind alles wichtige Fragen für eine Selbsterfahrungsgruppe.
Wenn ich mit einer Gruppe arbeite, fühle ich mich wie ein Schatzsucher. Ich bin immer fasziniert, wie viel Potential in den Gruppenteilnehmern steckt. Es freut mich, wenn Menschen sich nach ihrem eigenen Tempo öffnen. Dabei ist es mir besonders wichtig, den Selbstschutz eines jeden Teilnehmers zu beachten, insbesondere auch dann, wenn biographische Themen behandelt werden. Dafür habe ich ein transparentes methodisch und didaktisch nachvollziehbares Selbsterfahrungskonzept entwickelt, das so aufgebaut ist, dass sich die Teilnehmer und auch ich mich empathisch, wertschätzend, sensibel und unterstützend einbringen können. Ich möchte, dass jeder Teilnehmer wachsen kann und gestärkt aus der Gruppe herausgehen kann, indem er seine eigene Persönlichkeit weiterentwickelt hat und für seine eigene Psychohygiene sorgen kann. Offenheit für die Erlebniswelt meiner Gruppenmitglieder, Gelassenheit, Humor und Verbindlichkeit sind meine Eigenschaften, von denen jeder Gruppenprozess profitiert. Es freut mich, wenn jeder Gruppenteilnehmer seinen eigenen Platz in der Gruppe gefunden hat und die Gruppe die Eigenarten der Einzelnen respektiert. Ich bin jemand, der sich professionell und persönlich in die Gruppe einbringt. Deshalb fällt es mir auch nicht immer leicht, wenn sich die Selbsterfahrung dem Ende nähert … denn, wer gibt schon gerne seine Schätze ab?
Den Ausbildungsteilnehmern der AVT stehe ich zur Zeit für die Einzelselbsterfahrung zur Verfügung.
Dieter Wälte, im August 2010