Wir freuen uns, Ihnen in Zusammenarbeit mit HypnoSys eine von der Deutschen Gesellschaft für Systemaufstellungen (DGfS) anerkannte Weiterbildung anbieten zu können. Diese modular aufgebaute Weiterbildungsreihe hat Dipl.-Psych. Heinrich Breuer inhaltlich und konzeptionell entwickelt; ihm obliegt die Gesamtleitung. Heinrich Breuer ist gleichzeitig ein Gründungsvater der AVT.
Ich verstehe mich heute als systemischer Hypnotherapeut, der eine Vielzahl unterschiedlicher Methoden gelernt hat, die je nach Bedürfnis der Klienten zur Anwendung gelangen. Ich mache nach 46 Jahren therapeutischer Arbeit keine Psychotherapie mehr, sondern neben Aufstellungskursen im In- und Ausland nur noch kurze Beratung und viel Supervision. Ich habe über 40 Jahre mindestens zwei ambulante Gruppen pro Woche gemacht, und die Aufstellungsarbeit macht mir auch deshalb viel Freude, weil sie überwiegend im Gruppenkontext angeboten wird.“
Mit den Familienaufstellungen ist in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts eine szenische Methode in die Welt gekommen, die uns tiefere Einsichten in die Dynamik von Familien ermöglicht. Sie entstand zum einen aus verschiedenen Methoden der humanistischen Psychotherapie (Transaktionale Analyse, Primärtherapie, Rebirthing, Körpertherapie und Bioenergetik), aus der Familientherapie mit ihren systemischen, strukturellen und kontextuellen Richtungen, und der Phänomenologie von Edmund Husserl, einer philosophischen Richtung, die Martin Heidegger und die Existenzphilosophen der 50er Jahre sehr beeinflusst hat.
Für viele Familienaufstellungen bieten die Überlegungen von Bert Hellinger aber auch heute noch einen hilfreichen Hintergrund. Sie sollen nicht als Gesetze betrachtet werden, sondern sie stellen Anhaltspunkte dar, auch wenn seine Jünger sie oft wie feste Regeln betrachten. Bert Hellinger hat selbst gesagt, dass die „Regeln nur zu 60 Prozent stimmen, 40 Prozent sind Ausnahmen“. Er betrachtet sich selbst als Phänomenologen, und die Phänomenologie ist interessiert an dem ganz Spezifischen des Gegenstandes der Erkenntnis, wie es sich in der phänomenologischen Reduktion zeigt. Und er hat die Menschen oft ermuntert, ihren eigenen Weg zu gehen. Viele der Menschen, die er beeindruckt hat, sind diesem Ratschlag gefolgt.
Heinrich Breuer erinnert sich:„Noch in den 70er Jahren war der Blick von uns Psychotherapeuten ganz auf das Individuum und seine Probleme gerichtet. Die Berichte aus der entstehenden Familientherapie mit Darstellungen, dass der Patient mit seinen Symptomen auf eine Kommunikationsstörung in seiner Familie hinweist, ermöglichten uns den ersten Blick über den Tellerrand. Wir schauten nicht mehr nur auf den Einzelnen, sondern auf den „Symptomträger“ in der Familie und stellten fest, dass Probleme vor allem der Kinder häufig verschwanden, wenn die Eltern in eine Paartherapie gingen und begannen, ihre Konflikte zu klären. Familienaufstellungen und auch die kontextuelle Familientherapie erweiterten dann den Blickwinkeln über die Familie hinaus und gaben uns Einblick in die Mehrgenerationenperspektive. Dass auch soziale Systeme traumatisiert sein können, waren wichtige Einsichten in den 70er Jahren. Dass auch traumatische Erfahrungen der Großeltern und Urgroßeltern Einfluss haben können, waren zunächst evidenzbasierte Ideen der in verschiedenen Strömungen der Tiefenpsychologie wurzelnden humanistischen Psychotherapie, die dann zu Beginn des neuen Jahrtausends durch die epigenetische Forschung belegt werden konnten. Wir richteten also nicht nur den Blick auf das Bindungsgeschehen in den Herkunftsfamilien der Klienten, sondern schauten auch in die Familien der Eltern und Großeltern und die ungelösten Verluste, Traumata und Haltungen dem Leben gegenüber. Dabei fanden wir immer wieder Parallelen zu den Problemen der Klienten, die auf Identifizierungen und Übernahme von impliziten Mustern aus vorherigen Generationen hinweisen. Die entstehenden Einsichten in andere Zusammenhänge lassen oft auch die eigenen Eltern in einem anderen Licht erscheinen, so dass Vorwürfe sich auflösen können und eine Aussöhnung mit den Bedingungen in der Familie und mit dem eigenen Leben beginnen kann. Familienaufstellungen werden nicht mit dem Ziel gemacht, eine andere Wahrheit zu präsentieren, sondern Kontexte aufzuzeigen, die auch Wirkung haben und vielleicht eine Wirklichkeit beschreiben, mit der sich besser leben lässt als mit der, die bisher als „Wahrheit“ beschrieben wurde. Die neuen Kontexte führen oft zu tiefen Gefühlen und einer weitgehenden Erleichterung.“
Wie geht die Familienaufstellung vor?
Eine Familienaufstellung besteht, vereinfacht gesprochen, aus drei Teilen. Am Anfang der Aufstellung steht das Interview: Was ist das Anliegen? Wer gehört zu der Aufstellung dazu? Natürlich alle Eltern, alle Kinder, wichtige vorherige Partner, häufig auch Abtreibungen und Fehlgeburten. Erste Überlegungen zum System und möglichen Hintergrundkontexten entstehen. Dann stellt der Klient in Interaktion mit dem Leiter der Aufstellung seine Familie auf (erster Schritt). Dadurch gelangt man zu weiteren Überlegungen und Beobachtungen: In welcher Reihenfolge wird aufgestellt? Wie sind die Vertreter in ihre Rollen eingestiegen? Sind die Untersysteme voneinander unterscheidbar oder gibt es Hinweise auf mögliche Grenzüberschreitungen? Wo ist der energetische Schwerpunkt? Wer schaut zu wem, wer steht am Rande? Wie ist das System balanciert? etc.
Es folgt eine erste Befragung: „Wie geht es Dir als ... an diesem Platz, was nimmst Du wahr?“ Die aufgestellten Personen und der Leiter verändern dieses Bild in eines, in dem die Beziehungen zwischen den Menschen so umorganisiert werden, dass alle sich wohler fühlen und miteinander sein können. (zweiter Schritt)
Und wenn die Gruppe eine andere Ordnung gefunden hat, die akzeptiert wird, dann erfolgt im dritten Schritt die Integration des neuen Bildes durch Gespräche mit den wichtigen Personen. Der Klient, der aufgestellt hat, wird in das veränderte Bild hineingenommen und es beginnt die Arbeit mit den Beziehungsklärungen. In diesem Prozess sind die Regeln der gewaltfreien Kommunikation anzuwenden (keine Anklagen, keine Rechtfertigungen, jeder spricht von sich und seinen Gefühlen, die Haltung ist getragen von Achtung und Akzeptanz des anderen, jeder ist so wie er ist richtig). Ziel ist dabei auf der einen Seite Klartext zu reden, auf der anderen die Auflösung von Verstrickungen in den Beziehungen zu ermöglichen. Diese Arbeit ist die tiefere, therapeutische Arbeit. Hier kommt das zur Sprache, was in den Beziehungen bisher nicht artikuliert werden konnte.
Was passiert in der Familienaufstellung?
Von Konfuzius stammt der Satz: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“ Eine Familienaufstellung ist ein Bild. Sie wird aufgestellt nach einem inneren Bild, das der Aufstellende von ihr hat. Das Bild ist lebendig, denn es beginnt, sich aus sich heraus zu verändern. Die Teilnehmer werden aktiv, beginnen sich zu bewegen, suchen sich einen Platz, der ihnen gemäßer erscheint. Es ist so, als würden sie nach einer Ordnung spüren, die sie im Inneren erahnen, die sie aber nicht allein, sondern nur mit den anderen gemeinsam herstellen können. Und es entsteht ein lebendiges, dynamisches Bild, denn die Teilnehmer drücken ihre Empfindungen aus, werden vielleicht ärgerlich, wenden sich vielleicht ab, werden traurig, wirken bedrückt. Sie spüren den Einfluss dieser „fremden“ Familie auf sich und in sich, machen sich diese mehr und mehr zu eigen. Das Rollenspiel kann sie so stark ergreifen, dass sie sprechen und handeln wie die Person, die sie darstellen. Zumindest melden uns das häufig die Personen zurück, die ihre Familie aufgestellt haben.
Es scheint so zu sein, dass wir einen Sinn haben für den Raum um uns herum und das, was Entfernung und Nähe in diesem Raum bedeuten können, dass wir darauf reagieren können und angemessen handeln oder auch nicht handeln können. Und dass wir einen Sinn haben für soziale Systeme, für Balance, Geben, Nehmen und Ausgleich, für Rang und für Würde. Warum das so ist, wissen wir nicht. Es gibt eine Reihe von Theorien, die in sich selbst widersprüchlich sind, aber weil die Welt und das Leben selbst sehr widersprüchlich sind und sich den Gesetzen der Logik und Vernunft nicht fügen wollen, muss das wohl so sein.
Was ist das Faszinierende dieser Methode?
Heinrich Breuer berichtet dazu: „Mich persönlich interessiert das ‚Warum ist das so‘ nicht besonders. Mir ist es wichtig, die aufgestellten Familien zu begleiten durch all ihre Lösungsversuche, und später dann dem Klienten beizustehen bei der Suche nach seiner Lösung. Das Ergebnis kommt zustande aus dem Zusammenwirken der Gruppe, den Klienten und natürlich auch dem Aufsteller. Als Aufsteller erlebe ich den Prozess wie das Hineingehen in ein Labyrinth oder das Zusammensetzen eines Puzzles. Es gibt viele Aspekte aus der Lebens- und Bindungsgeschichte des Klienten, aus den Geschichten der Herkunftsfamilien der Eltern und der Großeltern. Dazu kommen Ereignisse des Zeitgeschehens, die ihre Spuren hinterlassen, wie z. B. der Holocaust, die Weltkriege, die Kulturrevolution bei Aufstellungen in China, der Partisanenkrieg bei Aufstellungen im ehemaligen Jugoslawien etc.
Und das meiste von dem ist als etwas, das Einfluss nimmt, im Bewusstsein der Klienten nicht in den Blick genommen, es wirkt im Hintergrund der Seele. Und man hat vielleicht eine Ahnung, weiß aber nicht genau, wo es hingeht, achtet auf die Gruppe, die da steht, deren Informationen oft die Richtung zeigen, auf die Reaktionen der Klienten, die häufig völlig gebannt vom Geschehen am Rande sitzen, auf die kleinen nonverbalen Signale, wie eine sich verändernde Atmung, einen schnelleren Pulsschlag, einen gehemmten Schluckreflex, einen Augenblock wie bei der Induktion einer Trance mittels der Augenfixation. Und all diese Informationen sind Teil des sich entwickelnden Lösungsprozesses, ungeheuer spannend, auf die eigene Mitte fokussiert, die wie die Teilnehmer mit ihrem Sinn für soziale Systeme auf der Suche ist nach dem, das nicht gesehen wird, nicht ausgedrückt werden darf, nicht dazu gehören darf, letztendlich nach dem, was zu einer Balance führt, mit der der Klient besser leben kann.
Ich verdanke ihr viel. Sie hat mich in die Welt geführt, ich durfte in vielen europäischen Ländern aufstellen und Einblicke in deren besondere Geschichte nehmen, war und bin auch unterwegs in Nord- und Mittelamerika und in West- und vor allem in Ostasien, und bin dort konfrontiert mit einer anderen Kultur und einer besonderen Zeitgeschichte, die auf ihre Art die Schicksale der Menschen prägen und mit bestimmen.
Ich mag diese Art zu arbeiten besonders gern. Die Familiengeschichte lässt Kontexte und andere Erklärungsmodelle zu den Problemen des Klienten auftauchen. Die Zeitgeschichte setzt einen oft nicht beachteten Rahmen. Rollenspieltechniken, Gestaltarbeit, hypnotherapeutische Techniken und psychodramatisches Doppeln kann verwendet werden. Man muss die einfache Sprache der kindlichen Seele finden, denn sie öffnet die Welt der Gefühle und Bedürfnisse.
Es kann zu einer tiefen Aussöhnung mit den Menschen in der Familie und den Schicksalen, auch dem eigenen kommen. Und wenn dies nicht möglich ist, dann besteht immer noch die Möglichkeit, mit der Tugend des „spirituellen Vergessens“ zu arbeiten, einer alten Technik des Zen-Buddhismus, in der das Schwierige gesehen, aber in einen leeren Raum geführt wird, so dass es im eigenen Erleben keine Resonanz mehr hat. Die ganze Gruppe ist beteiligt, begleitet den Prozess und ist berührt.
Diese Arbeit ist die einfachste und komplexeste Form der Arbeit, die ich in meinem Berufsleben kennengelernt habe, einfach, weil sie sich der Sprache der kindlichen Seele bedient, komplex, weil die gesamte Familiengeschichte aufgeblättert wird. Der Einzelne kann sich im Kreise seines Systems erleben, alle haben ihren Platz, dürfen dazu gehören, niemand wird ausgeschlossen, und alle sind so, wie sie sind, geachtet. Und dann ist es für eine Zeit gut.“
Und diese spannende Arbeit zieht mich auch nach fast 38 Jahren, die ich schon Familienaufstellungen in die Psychotherapie integriere, immer noch an. In den vergangenen 30 Jahren haben sich unterschiedliche Wege in der Aufstellungsarbeit entwickelt. Es gibt neben den Familienaufstellungen Aufstellungen für Paare, für Organisationen. Es gibt Strukturaufstellungen, Problemaufstellungen, Symptomaufstellungen und vieles mehr.
Das hier vorgelegte Weiterbildungsprogramm will auch der Verschiedenheit Rechnung tragen und bleibt deshalb nicht bei der Familienaufstellung stehen, sondern bietet auch Einblicke in andere Formen der Aufstellungsarbeit.
Struktur und Inhalte der Weiterbildungsserie:
Das Programm ist nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Systemaufstellungen (DGfS) erstellt worden. Es besteht aus folgenden Elementen (s. www.hypnosys.de):
- Praxisorientierte Theorievermittlung in Workshops, insgesamt 8 Module (s. Curriculum) mit je 20 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten
- Selbsterfahrung: 2 Module (6,5 und 3,5 bzw. 4 Tage) mit insgesamt 80 bzw. 84 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten
- Peergruppenarbeit: 5 Tage oder 10 halbe Tage mit 8 oder 4 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten
- Hospitation bei einem anderen Dozenten (in der Regel über die Theorieseminare abgegolten)
Das Programm soll über einen Zeitraum von etwa drei Jahren an Wochenenden stattfinden. Es wird zum Teil von Heinrich Breuer durchgeführt, zum Teil von Gastdozenten, über die auf der Website informiert wird. Die Liste wird aber noch ergänzt werden.
Die Weiterbildung beginnt mit einem Seminar (Modul 1).
Beschreibung der Weiterbildungsmodule
In den Anfangsseminaren und der Selbsterfahrung geht es im Wesentlichen um das Recht auf Zugehörigkeit, den Rang und die Ebenbürtigkeit, Achtung und Respekt innerhalb der Familie und zwischen vor- und nachgeordneten Familien. Und es geht in großem Maße um die Übernahme von Lasten von Vorfahren, die sich Nachgeborene auf die Schultern laden.
In der kindlichen Seele, meist als inneres Kind bezeichnet, finden sich neben den wunderbar kreativen, musischen und spielerischen Begabungen auch das Wissen um Verletzungen, Regelverstöße, Ausgrenzungen, besondere Belastungen; kurz gesagt alles das, was eine Familie an Lasten in ihrer Geschichte erfahren hat und noch nicht lösen konnte. Dieses Unerledigte nehmen wir mit der Zugehörigkeit zur Familie auf und meist geht es in der Aufstellungsarbeit um die Lösungen aus diesen Verstrickungen. Natürlich geht es auch um die Familie, in der man groß wurde, und um die Personen der Eltern, deren Belastungen und deren Widersprüchlichkeit. Sowie um unsere Bindungsgeschichte in dieser Familie, die Erfahrungen, die im impliziten Gedächtnis und im Körper erahnt werden können, und die sowohl positiver, als notwendigerweise auch negativer Natur sind.
Im Seminar über Paarbeziehungen wird die Einbeziehung des Paares in die Ursprungsfamilien behandelt, aber vor allem die Beziehungen zwischen Männern und Frauen, die Illusionen und Täuschungen, die Hindernisse auf dem Weg zu einer wertschätzenden und ebenbürtigen Beziehung.
Das Seminar Methodik beschäftigt sich mit der Wahrnehmung in der Aufstellung selbst. Die Wahrnehmungsschulung hat viel mit Achtsamkeit zu tun, es geht darum sich von den Urteilen zu trennen, von den eigenen Erfahrungen, sich dem Prozess der Aufstellung zu überlassen und sich von ihr bewegen zu lassen.
Die weiteren Seminare fokussieren auf Aufstellungen in Einzelkontexten durch die Arbeit mit Figuren, Bodenankern und Arbeit in der Imagination, und auf die Strukturaufstellungen, die eine besondere Art der Aufstellungsarbeit darstellen. In den Strukturaufstellungen geht es weniger um Familien, sondern um besondere Formate für Aufstellungen von Problemen, und Symptomen.
Ein weiteres Modul dient der Aufstellung in Organisationen, sowohl in Unternehmen, aber auch in Teams und Arbeitsorganisationen. Die letzten beiden Module haben zum einen spezielle Fragestellungen zum Thema wie Patchwork, Abtreibungen, Behinderungen, Krankheit und Tod und beschreiben zum anderen die Anwendungsfelder, in denen Aufstellungsarbeit stattfindet, und die Besonderheiten in diesen Feldern. Detailliertere Angaben zu den Seminaren finden sich im Curriculum.