AVT Köln

Nach der Zwischenprüfung, also etwa anderthalb Jahre nach Beginn der Psychotherapieausbildung, fangen die Ausbildungstherapien in einer unserer zahlreichen Lehrpraxen an. Möchten Sie wissen, warum die AVT so viele Lehrpraxen hat? Dann lesen Sie den Exkurs: Lehrpraxenmodell!
Der Ausbildungsteilnehmer macht in seiner Lehrpraxis genau das, was jeder Psychotherapeut tut, nämlich selbstständig Psychotherapie mit Patienten durchführen. Was aber heißt „selbstständig“?

Der Ausbildungsteilnehmer wendet am Anfang die Therapiemethoden an, die er für richtig hält; das hat er ja schon in den verschiedensten Veranstaltungen in seiner Ausbildung gelernt. Er sorgt dafür, dass eine tragfähige therapeutische Beziehung zwischen ihm und dem Patienten entsteht. Er spricht mit dem Patienten ausführlich über dessen Biographie; das ist wichtig für die Diagnose, für den Antrag an den Gutachter der Krankenkasse, und nicht zuletzt auch für die Wahl der geeigneten Therapiemethode.

avt_2008_169_lay_250Und wo ist der Ausbildungsteilnehmer nicht ganz selbstständig? Er braucht seine Patienten nicht selbst zu suchen. Das geschieht in den Lehrpraxen. Der Inhaber der Lehrpraxis schlägt ihm Patienten vor und macht sich dabei auch Gedanken darüber, ob ein Patient womöglich zunächst für einen Ausbildungsteilnehmer noch zu schwierig ist. Sodann gibt es regelmäßige Supervisionen, und zwar so, dass nach etwa vier Therapiesitzungen eine Supervision stattfindet. Durch Audio- und Videoaufzeichnungen können diese sehr realitätsnah sein. Und da es etwas peinlich ist, wenn man sich selbst auf Video sieht und dieses einem Supervisor vorführen muss, ist dessen Devise: „Ressourcenorientiert vorgehen, Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen, wenig kritisieren!“ 

Die Mitwirkung des Lehrpraxenleiters ist auch erforderlich beim Schreiben des Berichts an den Gutachter der Krankenkasse: Den muss der Leiter der Lehrpraxis prüfen, Verbesserungsvorschläge machen und dann mit-unterschreiben. Und schließlich gibt es noch etwas Wichtiges zum Thema „Selbstständigkeit des Ausbildungsteilnehmers“: Der Inhaber der Lehrpraxis übernimmt für die gesamte Behandlung des Patienten die Verantwortung.

Und was macht der Ausbildungsteilnehmer sonst noch alles in einer Lehrpraxis? Die Therapiesitzungen protokollieren, Tests durchführen und auswerten, in der Bibliothek nach geeigneten Fachbüchern suchen, die Therapieanträge an die Krankenkasse schreiben, therapeutische Leistungen in ein Computerprogramm eintragen (zur Abrechnung über die Kassenärztliche Vereinigung), sich mit anderen Ausbildungsteilnehmern und dem Lehrpraxenleiter austauschen über das, was man in den Therapiestunden erlebt hat. Die Arbeit in der Lehrpraxis unterscheidet sich übrigens deutlich von einem Bürojob: Gerade in den Abendstunden, wenn die Büros schließen, kommen Patienten zu uns in die Psychotherapiestunde. Als Psychotherapeut im Versorgungssystem muss man also zumindest an einigen Tagen in der Woche bereit sein, in den Abendstunden zu arbeiten. Aber bei all den ernsthaften und häufig zeitaufwändigen Tätigkeiten darf das Thema „Selbstfürsorge“ nicht zu kurz kommen, das heißt also: erholsame Pausen machen, heiteres Klönen mit den anderen, sich darüber Gedanken machen, was man gerade essen und trinken könnte.

Im Exkurs: Erfahrungen in der praktischen Ausbildung können Sie beispielhaft lesen, wie es einer unserer Ausbildungsteilnehmerinnen in ihrer Lehrpraxis ergangen ist.