AVT Köln

Bei Patienten mit chronischer Depression prägen häufig Hilflosigkeitserfahrungen und kritische Ereignisse die emotionale Lerngeschichte. Um durch Fehlanpassungen stattgefundene Beeinträchtigungen aufzuheben, kombiniert das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) moderne Verhaltens-therapie mit einem erweiterten lebensgeschichtlichen Verständnis und intensiver therapeutischer Beziehungsarbeit.

Diesbezüglich stellt die auf Inhibitionslernen optimierte Beziehungsanalyse in der ersten Behandlungsphase eine wichtige Intervention dar. Durch die optimierte Beziehungsanalyse wird der überdauernde Einfluss der prägenden Bezugspersonen auf das Denken und Verhalten der Patienten gezielt in Sprache übersetzt und in der zweiten Behandlungsphase durch das Konstrukt der spezifischen Therapiehypothese bearbeitbar gemacht.

In dieser zweiten Behandlungsphase können in interpersonellen Brennpunktsituationen die mit den prägenden Bezugspersonen des Patienten verknüpften Hilflosigkeitserfahrungen gezielt bewusst gemacht werden. So kann eine neue Selbstwirksamkeit für lebensgeschichtlich bedeutsame Situationen erarbeitet werden. Diese wird durch die intensive Arbeit auf der Funktionalitäts- und Fertigkeitenebene verstärkt und die Patienten erleben eine Befreiung von „traumatischer Last“.

Wenn die Erfolge in der Therapie dann auch immer häufiger außerhalb des therapeutischen Raumes in der Alltagsbewältigung eingesetzt werden, wirken sie selbstverstärkend; sie verbessern somit die Lebensqualität und werden zu nützlichen und nachhaltigen persönlichen Ressourcen.

Ziel

Fortgeschrittenenseminar, das auf die Optimierung von Inhibitionslernen im CBASP fokussiert.

Inhalt

Sie werden folgendes (kennen) lernen:

  • Die Rationale hinter der intensivierten (expositionsbasierten) Beziehungsanalyse und die Logik der Methodologie
  • Das Rational und das Vorgehen in der Erhebung und Analyse der emotionalen Lerngeschichte, in der Erstellung der Übertragungshypothese in Abwesenheit des Patienten und die Durchführung der verschiedenen Formen der interpersonellen Diskriminationsübung
  • Die Möglichkeiten, die Funktionalitätsebene mit der interpersonellen Ebene sinnvoll zu kombinieren

Methode

Die spezifischen Behandlungstechniken werden vorgestellt und mit Hilfe von Life- und Videodemonstrationen sowie Übungen und Fallbeispielen eingeübt. Die Teilnehmer sind herzlich eingeladen, eigene Beispiele von schwierigen therapeutischen Situationen bei ihren chronisch depressiven Patienten anzusprechen.

Referenten

Priv. Doz. Dr. med. Dieter Schoepf, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie (2002), Lehrtherapeut von Prof. J. P. McCullough, US-zertifizierter CBASP-Therapeut, -Trainer und Supervisor, wissenschaftlicher Leiter des Kompetenzzentrums CBASP und Lehrtherapeut am Universitätsklinikum Bonn, niedergelassener Arzt in eigener Praxis

Dipl. Psych. Dr. Peter Neudeck, Verhaltenstherapeut, Spezialist für kognitive Verhaltenstherapie und Expositionsverfahren, Zertifizierter CBASP-Therapeut und -Studientherapeut

Literatur

  1. Schoepf D, Konradt B, Walter H (2007). Spezifische Psychotherapie der chronischen Depression mit dem Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy: Den Patienten lehren sein Verhalten so zu verändern, dass er häufiger das erreicht, was er möchte. Nervenheilkunde 26: 790–802.
  2. Schoepf D, Neudeck P (2011). Cognitive Behavioural Analysis System of Psychotherapy (CBASP): A disorder-oriented, theory-driven psychotherapy method from the "third generation" of behaviour therapy models, designed for the treatment of chronic depression. In: Uehara T (Ed) Psychiatric Disorders: Worldwide Advances. INTECH: 87-120.
  3. Neudeck P, Walter H, Schoepf D (2012).Exposure aspects of the interpersonal discrimination exercise (IDE) and the situational analysis (SA) in Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP). In: Neudeck P & Wittchen HU (Eds) Exposure Therapy - Rethinking the Model - Refining the Method. Springer: 153-166.
  4. Schoepf D (2013). CBASP with intensified significant other history exercise for chronic major depression with antecedent dysthymic disorder in outpatient treatment: Rationale, assessment and effects on the hypothesized core content of the patient’s in-session interpersonal fear in relation to symptom reduction. In: Schoepf D (Ed.) Psychiatric Disorders - New Frontiers in Affective Disorders. INTECH: 153-182.
  5. Schoepf D (2017) International CBASP-Network Conference, Munich, June 21-24.
  6. Schoepf D (2017). Ausbruch aus dem Gefängnis chronischer Depression – neue Psychotherapieverfahren. Patientenkolloquium mit W. Maier, R. Hurlemann, u. D. Schoepf rund um Ursachen u. neue Therapien von Depressionen zum Europäischen Tag der Depression. Universitätsklinikum Bonn, Biomedizinisches Zentrum,