Die Übung von Selbstmitgefühl stellt eine Antwort auf die verbreiteten Schwierigkeiten vieler Menschen dar, in belastenden Lebenssituationen mit sich selbst verständnisvoll, freundlich und unterstützend umzugehen. Insbesondere bei Menschen mit psychischen Störungen tragen diese Schwierigkeiten häufig erheblich zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Problematik bei. Auch bei Selbstwertproblemen kann Selbstmitgefühl eine Alternative zu ständigen sozialen Vergleichen, Konkurrenzdenken, perfektionistischen Standards, Unzulänglichkeitserleben und narzisstischer Selbstüberhöhung sein. Außerdem ermöglicht Selbstmitgefühl einen zugleich akzeptierenden und regulierenden Umgang mit schwierigen Emotionen.

In diesem Seminar werden wir uns mit den theoretischen und empirischen Hintergründen der selbstmitgefühlsorientierten Interventionen sowie mit selbstmitgefühlsfokussierter Diagnostik und Fallkonzeption auseinandersetzen. Dabei werden wir u.a. herausarbeiten, wie Selbstmitgefühl von Selbstmitleid, Selbstbewusstsein und Empathie unterschieden werden kann und wie Schwierigkeiten beim mitfühlenden Umgang mit uns selbst vor dem Hintergrund unserer evolutionären und sozialen Entwicklungsgeschichte erklärt werden können. Vor allem aber wird die praktische Übung mit Interventionen aus der Compassion Focused Therapy nach Gilbert (www.compassionfocusedtherapy.com) und dem Mindful Self-Compassion Programm nach Germer und Neff (www.chrisgermer.com; self-compassion.org) im Vordergrund stehen, sowie der Umgang mit Hindernissen und Schwierigkeiten bei der Übung von Selbstmitgefühl.

Literaturempfehlung:
Diedrich, Alice (2016). Mitgefühlsfokussierte Interventionen in der Psychotherapie. Hogrefe Verlag.