Im Seminar zu „Suchterkrankungen“ werden zunächst die Bedingungen des Suchthilfesystems und der Suchtwissenschaft vermittelt sowie erfahrbar gemacht: Welche Versorgungsstrukturen existieren, warum, und wie werden diese politisch begleitet? Wie verhält es sich mit der Nosologie, Epidemiologie, Klassifikation & Diagnostik von Suchterkrankungen? Welche Unterschiede lassen sich von DSM-IV zu DSM-5 und ICD-10 zu ICD-11 skizzieren? Was sind die Ursachen, Risikofaktoren und Entwicklungsbedingungen (Pathogenese) von Suchterkrankungen?
Abhängigkeitserkrankungen (Süchte) gehören zu den häufigsten psychischen Störungen und haben eine enorme Bedeutung für Gesellschaft, Angehörige, Behandler:innen und Betroffene. Massive Gesundheitsprobleme bis zum frühen Tod, Doppelleben und Kriminalität, die Einengung des eigenen Lebens auf einen Kreislauf aus Beschaffung – Konsum – Erholung/ Entzug: Menschen mit Suchterkrankungen brauchen zügige, empathische und technisch akkurate Hilfe. Und auch: Der Konsum von Genuss- und Suchtmitteln hat eine lange Tradition, ist in Rituale eingebettet, wird teilweise als Medizin verstanden, erfährt Duldung und Huldigung in Kunst und Musik und ist Gegenstand lebendiger Debatten (vgl. Legalisierung).
Dieses Seminar möchte Sie in die Lage versetzen, stoffgebundene und auch stoffungebundene Abhängigkeitserkrankungen (Path. Glücksspiel, Internet gaming disorder) zu erkennen, einen tragfähigen Rapport und eine stabile therapeutische Allianz mit Suchtkranken herzustellen, eine klare Haltung einnehmen zu können und adäquate Behandlungs- oder Weitervermittlungsschritte einzuleiten. Neben der Vermittlung von Wissen zu Sucht (Psychoedukation) werden aktuelle und bewährte Methoden der KVT (u.a. kognitive Umstrukturierung, Exposition) sowie gezielt auf den Suchtbereich beziehbare Techniken (Motivierende Gesprächsführung, Rückfallprävention, Angehörigenarbeit, Selbstmitgefühl, Achtsamkeit) dargestellt und eingeübt.
Zur weiteren Arbeit und Vertiefung erhalten Sie entsprechende Literaturhinweise sowie ein das Seminar begleitendes Handout.
